Geschichte
Das heutige Konvikt geht baulich auf das Kolleg der Rottweiler Jesuiten zurück. Im Jahre 1702 wurde der Grundstein gelegt. Trotz der Belastungen des Spanischen Erbfolgekrieges konnte die Baumaßnahme 1706 abgeschlossen werden. Der Bau galt ordensintern zunächst als Residenz und wurde 1731 zum Kolleg erhoben. Er enthielt Wohnungen der Jesuitenprofessoren, welche am Rottweiler Gymnasium lehrten. Daneben wohnten hier auch Laienbrüder des Ordens, wie zeitweilig der Maler Joseph Firtmair, Hausmeister oder Köche. Das Kolleg hatte natürlich eine Hauskapelle, einen Festsaal und eine Bibliothek.
1773 hob Papst Clemens XIV. den Jesuitenorden auf. Diese bedeutete bis 1776 das Ende bei der Bürgerschaft in Rottweil ausgesprochen beliebten Rottweiler Jesuitenniederlassung. Ihre Patres blieben aber auch nach 1776 als Laienpriester und Lehrer am Rottweiler Lyzeum in den Diensten der Stadt und in "ihrem" Haus.
Nachdem Rottweil 1802/03 württembergisch geworden und das Schulwesen der bisherigen Reichsstadt den Verhältnissen im neugeschaffenen Königreich angepasst war, wurde 1824 das Konvikt, ähnlich wie ein Jahr später in Ehingen als "niederes Konvikt" gymnasiale Ausbildungsstätte für künftige Kleriker der Diözese Rottenburg, die hier und am Rottweiler altsprachlichen Gymnasium die vier letzten Klassen vor dem Abitur durchliefen.
Im Jahr 2000 wurde das ganze Haus einer grundlegenden Erneuerung unterzogen, die aber die Eigenart des ehemaligen Jesuitenkollegs nicht zerstörte. Die langen lichten Gänge mit ihrer Fensterflucht haben durch die helle Tönung erst wieder ihren Reiz und ihre schlichte Schönheit zurückgewonnen. Still und ehrfurchtsgebietend erinnern die alten Bilder großer Jesuiten an jene, die dem Haus einst Form und Geist gegeben haben. Durch den Umbau wurden auch wieder Studiersäle eingerichtet und die Schülerzimmer grundlegend saniert. Ein Internat, das sich wirklich sehen lassen kann und gleichzeitig den jesuitischen Geist bewahren möchte.
Dr. Winfried Hecht